Bunt- und Unbuntaufbau im Offsetdruck

Um im Vierfarbdruck mehr Farben als die beteiligten Grundfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz darstellen zu können, werden verschiedene Anteile der Farben übereinander gedruckt. Dieses Prinzip – Buntaufbau genannt – birgt jedoch gewisse Probleme, so daß davon immer mehr abgerückt wird. Dies hat den Vorteil der höheren Produktionssicherheit und Güte.

Allgemein sind im Druck bunte und unbunte Farben wiederzugeben. Unter unbunten Farben versteht man dabei alle neutralen Abstufungen zwischen Schwarz, den verschiedenen Grautönen und Weiß. Einzelne oder kombinierte Farben der Skala (Cyan, Magenta und Gelb) ergeben die bunten Farben. Die Primärfarben Cyan, Magenta und Gelb entstehen dabei, wenn diese einzelne Farbe allein im Vollton auf das Papier gedruckt wird. Werden zwei Primärfarben übereinander gedruckt entstehen die Sekundärfarben Blau, Grün und Rot. Werden mehrere Primärfarben in beliebigem Mischungsverhältnis übereinander gedruckt, entstehen sogenannte Tertiärfarben. Als Tertiärfarbe wird auch die Kombination aus mindestens einer bunten Farbe und Schwarz bezeichnet.

Bunt- und Unbuntanteil

Buntaufbau

Im reinen Buntaufbau werden Primärfarben durch den Druck einer, Sekundärfarben durch den Druck zweier bunter Farben und Tertiärfarben durch die Kombination dreier bunten Farben dargestellt. Es würde kein Schwarz benötigt werden. Der reine Buntaufbau wird heute nicht mehr verwendet.

Modifizierter Buntaufbau

Der modifizierte Buntaufbau gleicht einen Nachteil des reinen Buntaufbaus aus: Die drei Primärfarben zusammen ergeben eben keine neutrale, unbunte Farbe, wie das die Theorie vorgibt. Die Ursache hierfür ist ein nicht ideales Remissionsverhalten der Druckfarben. Aus diesem Grund druckt man im modifizierten Buntaufbau in den dunklen Stellen Schwarz mit. Dieses Schwarz wird „Skelettschwarz“ genannt. Da bei diesem Verfahren mit der zusätzlichen Farbe auch eine zusätzliche Farbmenge aufgebracht wird, ergeben sich mehrere Probleme, unter anderem eine längere Trocknungszeit. Um diese Probleme zu lösen, wurden weitere Modifizierungen des Buntaufbaus gesucht und gefunden

Modifizierter Buntaufbau mit UCR

Die Abkürzung UCR steht hier für den engl. Term „Under Color Removal“ und bedeutet Unterfarbenreduzierung. Ohne UCR wäre es in dunklen Bildstellen möglich, eine Flächendeckung (FD) bis zu 400% zu erhalten (jede beteiligte Farbe im Vollton übereinander). Dies führt zu erheblichen Problemen nicht nur im Trocknungsverhalten, sondern auch im Farbannahmeverhalten. Probleme im Farbannahmeverhalten ergeben sich, da im Offstedruck die Druckfarben jeweils auf die noch nasse, vorher gedruckte Farbe gedruckt werden. Von den folgenden Farben wird daher immer eine geringere Menge übertragen, als dies beim Druck auf das trockene Papier der Fall wäre. Zu hohe Farbmengen, wie oben geschildert, würden das Problem vergrößern. Um dieses Problem zu vermindern, ein Teil des Unbuntanteils herausgenommen und durch den entsprechenden Anteil an Schwarz ersetzt. Da dies nur bei Dreivierteltönen und Schatten, also in den dunklen Bildstellen vorgenommen wird, nennt man dieses Schwarz „kurzes Schwarz“

Modifizierter Buntaufbau mit UCR

Modifizierter Buntaufbau mit UCR und Graustabilisierung

Durch die zusätzliche Graustabilisierung werden die unbunten Anteile des Motivs teilweise oder vollständig durch Schwarz ersetzt. Im Gegensatz zu modifizierten Buntaufbau mit UCR ohne Graustabilisierung wird dies jedoch bei allen Tonwerten vorgenommen, nicht nur in den dunklen Stellen. Das hierbei eingesetzte Schwarz wird dabei auch „langes Schwarz“ genannt.

Unbuntaufbau

Im Unbuntaufbau werden Farben – im Gegensatz zum Buntaufbau – durch Mischungen von maximal zwei Buntfarben und Schwarz aufgebaut. An den verschiedenen Farben ist das Prinzip am einfachsten zu verdeutlichen:

  • Druck von Primärfarben: Die gewünschte Farbe wird durch den Druck einer Farbe dargestellt. Die maximale Flächendeckung ist 100%.
  • Druck von Sekundärfarben: Die gewünschte Farbe wird durch den Druck zweier Farben dargestellt. Die maximale Flächendeckung ist 200%
  • Druck von Tertiärfarben: Die gewünschte Farbe wird durch zwei Buntfarben dargestellt. Der notwendige Anteil der dritten Buntfarbe, welcher mit den gleichen Anteilen der anderen beiden Buntfarben ein Unbunt ergeben würde, wird zusammen mit den Anteilen der anderen Buntfarben durch eine entsprechenden Menge an Schwarz ersetzt. In der Praxis wird dabei die Farbe mit dem geringsten Anteil ersetzt.
  • Schwarz wird beim Unbuntaufbau ausschließlich durch schwarze Druckfarbe dargestellt, ohne Beteiligung von Buntfarben.
Unbuntaufbau

Unbuntaufbau mit Buntfarbenaddition

Leider ergeben sich auch beim reinen Unbuntaufbau wieder Probleme. Das Schwarz allein, welches für die entsprechenden dunklen Stellen zuständig ist, reicht nicht aus. Es fehlt dem Bild an Brillianz und Kontrast. Aus diesem Grund werden in den neutralen Bildtiefen und den Dreivierteltönen wieder geringe Mengen der Buntfarben mitgedruckt. Dieses sich ergebende Grau unterstützt das Schwarz. Eine weitere Bezeichnung hierfür ist übrigens UCA, für Under Color Addition, also Buntfarbenaddition.

Für den, der bisher aufmerksam mitgelesen hat, stellt sich nun vermutlich die Frage, wo der Unterschied zum modifizierten Buntaufbau mit UCR ist. Diese Frage stellt sich korrekterweise, denn die Grenze zwischen beiden ist fließend und Variationen vom reinen Unbuntaufbau bis zum Buntaufbau sind möglich.

Die Komplementärfarbenreduktion (CCR)

Die verschiedenen Stufen zwischen dem modifizierten Buntaufbau mit UCR und dem Unbuntaufbau mit Buntfarbenaddition wird mittels der Größe CCR beschrieben. Dabei stellen sich Bunt- und Unbuntaufbau als Extremfälle der CCR da. Dabei beschreibt ein CCR-Wert von 0 den reinen Buntaufbau, ein Wert von 10 den Unbuntaufbau. Folgende Beispiele verdeutlichen die verschiedenen CCR-Werte an Hand eines Graus. Man beachte dabei die unterschiedlichen Flächendeckungen.

Unbuntaufbau