Allgemeine Tips zur Diplomarbeit und sonst. wissenschaftl. Arbeiten, Teil I

Fast jedesmal, wenn mir jemand erzählt hat, was bei ihr oder ihm in den letzten Tagen vor dem Abgabetermin alles schiefgegangen ist, sind es zu 90% diesselben Aussagen gewesen. Ich habe sie hier mal zusammengestellt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Eintrag in meinem Gästebuch vom 06.06.2001:

"Bei der Aufzählung möglicher Beweggründe, warum eine Arbeit zum Abgabetermin noch nicht fertig geworden ist, musste ich schmuzeln. Fast alle habe ich auch schön gehört und das, obwohl ich das erste Mal als Korrektor eingebunden bin..."

Es scheint also ein weiter verbreitetes Phänomen zu sein ...

Achja, Gästebuch: Ich hatte mal eines, bevor ich es entfernt habe, weil es nur noch mit Spam überflutet wurde.


Die 10 häufigsten Aussagen, Aussagen 1 - 6:


1. "Ich dachte anfangs, ich hätte massig Zeit"

Mag sein, aber erfahrungsgemäß ist es ziemlich schwierig, einen längeren Zeitraum zu überschauen. Lieber am Anfang mehr tun und zum Schluß noch Reserven haben, man wird sie brauchen. Hört sich trivial an, ist aber das Problem, das am häufigsten auftritt.

2. "Das Korrekturlesen dauerte länger als geplant"

Korrekturlesen, wenn es korrekt gemacht wird, ist eine anstrengende Tätigkeit. Länger als 15 Minuten schaffen es die wenigsten, sich voll zu konzentrieren. Das sind, je nach Text, vielleicht 2 Seiten. Dann sollte man 5 Minuten Pause machen. Und nach einer oder eineinhalb Stunden mal 20 Minuten die Augen entspannen schadet auch nichts.

Dies hört sich sehr langsam an, aber beim Korrekturlesen soll der Text buchstabenweise gelesen werden, was ungewohnt ist. Normalerweise lesen Sie nämlich nicht Buchstabe für Buchstabe, sondern Wortbilder. Ihr Gehirn bildet aus ein paar Buchstaben und dem Aussehen des Wortes das Wort. Dadurch können Tippfehler übersehen werden. Das ist Ihnen vielleicht schon mal aufgefallen, wenn Ihr Gehirn ein längeres (Fremd-)Wort nicht "interpretieren" kann und Sie dann über dieses Wort "stolpern". Vielleicht haben Sie das schon an sich beobachtet, wenn Sie ein Wort das nach der neuen Rechtschreibung geschrieben ist, lesen. Dann werden Sie nämlich vermutlich das Wort nochmal lesen, dann aber buchstabenweise. Ein schönes Beispiel für das Lesen in Buchstabenbildern ist folgender Text, wobei meines Wissens die Aussage als solches ein Hoax ist.

Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nchit witihcg in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist daß der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinoldn sien, tedztorm knan an ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems.

Ohne Pausen geht's zwar schneller, aber dafür übersieht man mehr Fehler. Einfach mal schätzen wieviel Seiten es sind und wie lange es dauert. Auch daran denken, daß manche Abschnitte, durch Änderungen bedingt, öfters gelesen werden müssen.

Wenn Sie Ihren eigenen Text korrekturlesen, übersehen Sie erfahrungsgemäß mehr Fehler, als wie wenn es sich um einen fremden Text handelt. Wenn Sie nur die Orthographie korrigieren wollen, gibt es dazu einen einfachen Tip: Lesen Sie Wort für Wort rückwärts. Dadurch achten Sie nur auf das Wort, nicht auf den Inhalt und finden so mehr Fehler. Logischerweise ersetzt das nicht das normale Korrekturlesen auf Typographie, Interpunktion usw.

3. "Der Ausdruck hat so lange gedauert"

Nicht täuschen lassen! Die Probeausdrucke, die man vorher macht, druckt man auf dem Tintenstrahl-Drucker in der Regel in einer geringeren Auflösung. Der endgültige Ausdruck dauert auf dem Tintenstrahl-Drucker deutlich länger, oft 2 - 3 mal so lange und länger.

Nach dem Ausdruck liest man es oft auch nochmal durch und findet noch den einen oder anderen Fehler oder möchte etwas neu formulieren. Leider wirken sich solche Änderungen nicht nur auf der aktuellen Seite aus, sondern unter Umständen auch auf den folgenden Seiten. Diese müssen dann leider auch nochmal ausgedruckt werden und das kann dauern. Und dann kann auch noch das im nächsten Punkt beschriebene Problem auftreten.

4. "Die Farbe am Drucker ging zu Ende und die Läden hatten schon zu"

Dieses Problem sollte man schon im Vorfeld eliminieren. Was man hat, kann einem nicht ausgehen. Die Tinten- oder der Tonerpatronen werden, falls doch nicht gebraucht, nicht kaputtgehen, wenn man sie zwei Wochen früher kauft. Aber man spart sich Nerven und Hektik.

Denken Sie auch daran, daß ein Tintenstrahl-Drucker bei höheren Auflösungen einen höheren Tintenverbrauch hat und bei manchen Modellen eine Patrone dann nur noch für 100 - 150 Seiten reicht, vor allem, wenn Ihr Dokument viel Photos und Graphiken beinhaltet, da dadurch der Flächendeckungsgrad höher wird! Reiner Erfahrungswert: Tinte oder Toner gehen am Tag vor dem Abgabetermin 5 Minuten nach Ladenschluß aus.

5. "Das Papier ist mir ausgegangen"

Siehe auch Punkt 4. Es gibt nicht viel, was komischer aussieht, wie ein gebundenes Original, das zwei oder mehr verschiedene Papiersorten hat. Nicht nur, weil die Papiere unter Umständen verschiedenen Farben haben (weiß ist nicht gleich weiß!), sondern weil es auch beim Schneiden beim Hersteller Meßtoleranzen gibt, so daß der zweite Teil unter Umständen bis zu einen Millimeter breiter ist als der erste.

6. "Die Tinte meines Druckers verlief auf meinem Papier"

Wenn man für den letzten Ausdruck ein höherwertiges Papier verwenden will als für die Probeausdrucke, sollte man vorher ausprobieren, ob dieses Papier für Ihren Drucker geeignet ist. Die meisten Kopierpapiere sind auch für Tintenstrahl-Drucker geeignet. Man sollte es aber trotzdem vorher ausprobieren, da nicht jeder Drucker damit zurecht kommt.

Checkliste

Eine Checkliste mit diesen Tips finden Sie auf meiner Downloadseite.