Die Papierherstellung
- Das Grundrezept
- Die Stoffgewinnung
- Die Stoff-Aufbereitung
- Die Siebpartie
- Die Preßpartie
- Die Trockenpartie
- Die Oberflächen-Veredelung
- Das Glätten
- Der Schnitt
Das Grundrezept
Die Basiszutaten für Papier sind von jeher Faserstoffe (pflanzliche und/oder textile) und Wasser. Schon das von den Chinesen um 60 v. Chr. erfundene, erste Papier bestand aus zerstampfen Maulbeerbaum- und Chinagrasfasern, Baumwolle und alten Lumpen, die mit einem Sieb aus einem Wasserbottich geschöpft wurden.
Spätere Generationen von Papiermachern verfeinerten und variierten dieses Grundrezept nur noch, indem sie weitere Ingredienzien hinzufügten (wie z. B. Leime und Füllstoffe), Veredelungsverfahren entwickelten (z. B. die Oberflächenbehandlung) und die Herstellungsmethoden perfektionierten (durch die Erfindung von Holzschliff, Zellstoff, mechanischen Sieben etc.).
Im Glossar: |
Affichenpapier
AP-Papiere Banknotenpapier Bibeldruckpapier ... und weitere Sorten |
Lumpen (Hadern) finden nur noch in wenigen Sonderfällen Verwendung, z. B. für Banknoten.
Die Vielfalt der fertigen Papiere und die qualitativen Unterschiede entstehen durch die Auswahl, Abstimmung und Art der Verarbeitung dieser Grundzutaten.
In acht Schritten vom Baum zum Blatt
Auch das Grundprinzip der Herstellung ist für alle Papiere zunächst einmal gleich.
1. Die Stoffgewinnung
Ebenso, wie man das Getreide erst zu Mehl mahlen muß, ehe man Brot daraus backen kann, muß auch das Holz für die Papierherstellung zunächst in kleinste Teilchen zerlegt werden. Dies geschieht entweder mechanisch um Holzstoff zu gewinnen oder auf chemischem Wege durch Zellstoffgewinnung. Der Unterschied zwischen diesen beiden Produkten ist vergleichbar mit dem zwischen Vollkornschrot und feinem Weißmehl.
Auch das verwandte Altpapier muß vorbereitet werden. Handelt es sich um noch unbenutzten fabrikeigenen Ausschuß, so genügt die mechanische Zerkleinerung. Altpapier, das bereits bedruckt war, muß erst einmal gereinigt werden. "De-Inking" nennt man das in der Fachsprache. Allerdings verbleiben dabei immer gewisse Rückstände und die Faserqualität leidet, so daß diese Art von Recycling für hochwertige Papiere nicht geeignet ist.
2. Die Stoff-Aufbereitung
Im Glossar: |
Füllstoffe
Halbstoff Hilfsstoffe |
3. Die Siebpartie
Im Glossar: |
Flächengewicht
Laufrichtung versch. Wasserzeichen |
Auf diesem Sieb scheidet sich Fest von Flüssig. Das Wasser läuft ab, bzw. wird abgesaugt, während sich die Fasern nebeneinander und aufeinander auf dem Sieb ablagern und so ein Blatt bilden. Die Gleichmäßigkeit dieser Ablagerung, die über die spätere "Wolkigkeit" des Papiers entscheidet, hängt u. a. von der Laufgeschwindigkeit des Siebes und der Technik der Faserformierung ab. Eine gewollte Unregelmäßigkeit ist das Wasserzeichen, das manche Papiere am Ende der Siebpartie durch den "Egoutteur" erhalten.
4. Die Preßpartie
Beim Verlassen der Siebpartie enthält das dort entstandene Papiervlies immer noch einen großen Teil Wasser. Darum wird es erst einmal mittels großer, gegeneinander pressender Filzzylinder sozusagen ausgewrungen.
5. Die Trockenpartie
Im Glossar: |
maschinenglatt
relative Feuchte Satinage Zweiseitigkeit |
6. Die Oberflächen-Veredelung
Im Glossar: |
gestrichen
gußgestrichen uncoated |
7. Das Glätten
Im Glossar: |
Glanzkalandrieren
Gußgestrichen LWC maschinengestrichen MWC |
8. Der Schnitt
Im Glossar: |
Blatt
Bogen Schmalbahn Breitbahn Wechselbahn Ries |
Nach dieser Grundmethode entstehen heute fast alle Papiere. Daß es dennoch eine so große Vielfalt unterschiedlichster Sorten, Verwendungsmöglichkeiten und Qualitäten gibt, liegt an vielen wichtigen Details.
Selbst aus dem digitalen Zeitalter ist Papier nicht wegzudenken. Neben dem täglichen Schriftverkehr und zahlreichen Formularen wird es vor allem für die Archivierung medizinischer Daten und Untersuchungsergebnisse genutzt. Zwar kann man diese auch auf dem Computer speichern, der Blick auf einen fertigen Ausdruck ist hier aber oft zeitsparender als das Aufrufen einer Datei. Außerdem empfinden viele Mediziner es als angenehmer, zwei Ausdrucke miteinander zu vergleichen, da man dabei Blickkontakt mit dem Patienten halten und diesem die Ergebnisse anschaulicher erläutern kann als bei der Arbeit am Monitor. Aus ähnlichen Gründen wird auch bei vielen Marktstudien und Marktanalysen nach wie vor Papier verwendet. Die vorgedruckten Formulare können gemeinsam mit dem Probanden ausgefüllt werden, wobei sich dieser meist wohler fühlt, als wenn der Interviewer die ganze Zeit auf einen Bildschirm blickt und die Daten über die Tastatur erfasst. Auch bei der Auswertung der Ergebnisse wird viel mit Ausdrucken gearbeitet, da man diese bei Besprechungen allen Teilnehmern vorlegen kann. Das macht die Analyse verständlicher als beispielsweise das Projizieren der Diagramme auf eine Leinwand. Die Geschichte des Papiers sowie dessen Nutzung – immer noch ein spannendes und unverzichtbares Thema in unserer Gesellschaft.